Korte zu Gast in der „phoenix Runde“: „Man ist die Diskussionskultur der Großen Koalition leid!“

Karl-Rudolf Korte zu Gast in der phoenix Runde. (c) phoenix

Am vergangenen Donnerstagabend diskutierten über das Stimmungshoch der SPD gemeinsam mit Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte in der „phoenix Runde“: Dr. Nico Siegel (Geschäftsführer Infratest-Dimap), Margarete van Ackeren (Focus) und Nico Fried (Süddeutsche Zeitung). Moderiert wurde die Sendung mit dem Titel „Kopf an Kopf – Schulz gegen Merkel“ von Anke Plättner.

Personen machen immer einen Unterschied. Der Charme des Anti-Etablierten kommt weltweit gut an und „Schulz wirkt wie mein Nachbar“, so Korte. „Das trägt im Moment, allerdings trägt das nicht bis September“. Dennoch verbinden viele Hoffnung und Zuversicht mit der Person Schulz und das steckt auch viele junge Leute an, obwohl Schulz, laut Korte, eher ein „Vintage-Typ“ sei. So traten rund 4000 Menschen in die SPD ein. Das Jahr hat also gut für die SPD begonnen und weiter geht es am kommenden Sonntag mit der Bundespräsidentenwahl, die Steinmeier aller Wahrscheinlichkeit nach gewinnen wird. Besser könnte es für die Partei im Augenblick nicht laufen.

Doch auch Merkel wird im Wahlkampf als „Sicherheitsikone und Orientierungsauthorität“ punkten können, so Korte, allerdings sind viele in den heutigen Zeit nicht nur auf der Suche nach dem Anti-Etablierten, sondern man ist auch die Diskussionskultur der Großen Koalition leid. Man lechzt nach Gestaltungszielen und nach einer Führungspersönlichkeit, die für Ideen und Ziele begeistern kann. Darin sieht Korte Merkels größtes Problem, weil sie nie Ziele definiert hat, sondern stets Wirklichkeiten und nie Möglichkeiten. Das sei durchaus ein Erfolgsrezept über viele Jahre gewesen, aber Merkel müsse ihre Kandidatur und eine potentielle weitere Amtszeit legitimieren, und das nicht nur über Reparaturarbeiten, sondern über ein großes Ziel, das die Partei eint und deutlich macht, dass vier weitere Jahre unter Merkel als Kanzlerin nötig sind. „Nichts ist stärker als die Kraft einer guten Idee“, so Korte. Mit einer guten Idee könne man auch die zuletzt schwierige Beziehung zur Schwesterpartei kitten. Doch gegen den Verdruss gegenüber Merkel und ihrer mittlerweile zwölfjährigen Amtszeit sei nichts zu machen. „Selbst das wirksamste Marketingkonzept sei gegen die Erkenntnis, dass auch Merkels Amtszeit ein Verfallsdatum habe machtlos.“

Die gesamte Sendung finden Sie in der Mediathek unter folgendem Link.

Die SPD im Stimmungshoch. Erstmals überholt sie in den Umfragen die CDU. Zu verdanken haben das die Sozialdemokraten ihrem Kanzlerkandidaten Martin Schulz. Der ehemalige Präsident des EU-Parlaments gilt bundespolitisch als unerfahren. Auf die Umfragewerte hat sich das nicht ausgewirkt. Er scheint mit seinen Wahlkampfthemen soziale Gerechtigkeit, Stärkung der EU und Positionierung gegen Rechts richtig zu liegen. Die Union zeigt angesichts der aktuellen Umfragewerte leichte Nervosität und versucht, Geschlossenheit zu demonstrieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im November ihre Bereitschaft zur erneuten Kandidatur erklärt. Seit Anfang der Woche ist sie nun die gemeinsame Kandidatin der Union. Alle Unstimmigkeiten der Schwesterparteien zu Flüchtlingen, Obergrenze oder AfD sollen nun keine Rolle mehr spielen. Wie ist das Umfragehoch der SPD zu bewerten? Was kann die Union dagegensetzen? Wer hat die besseren Karten?

Teile diesen Inhalt: