Prof. Karl-Rudolf Korte kommentiert im Heute-Journal die anstehende Wahl zum neuen CDU-Vorsitz

Karl-Rudolf Korte im ZDF Heute Journal

Die Wahl zum Vorsitz der Christdemokraten ist in vielerlei Hinsicht ein „historisches Momentum“. Das erste Mal seit 1971 treten wieder mehrere Kandidaten an. Damals setzte sich Rainer Barschel gegen Helmut Kohl durch, der nur zwei Jahre später zum Bundeskanzler gewählt wurde. Heute sind es Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz, die sich realistische Chancen auf die Stelle zurechnen.

Auch ist es das erste Mal überhaupt, dass ein amtierender Kanzler auf den Posten des Parteivorsitzenden freiwillig verzichtet. Eine Spaltung der Partei hält der Politikwissenschaftler trotz der ungewohnten Wahlfreiheit für unwahrscheinlich. Es ist zwar möglich, dass sich die unterschiedlichen Strömungen zu festen Flügeln transformieren, doch die CDU war noch nie eine Programmpartei, sie war schon immer „strategisch brav“, die Partei „leidet viel leiser“. Die CDU ist, im Gegensatz zu anderen Parteien, keine Art von Verein, in den man ein- und austritt. Vielmehr ist sie eine Familie, deren bürgerlicher Habitus immer wieder das Bedürfnis nach innerparteilicher Harmonie stärkt.
Außerdem sind die programmatischen Differenzen zwischen Merz und AKK nicht so immens, wie öffentlich wahrgenommen. Beide versuchen sich thematisch breit zu positionieren und somit in verschiedenen Gewässern zu fischen, ohnehin werden Stimmen aus allen Lagern der Basis benötigt, um die Wahl zu gewinnen. Es ist also kein grundsätzlicher Richtungsstreit, in dem die CDU derzeit steckt, sondern eher in einer Debatte über verschiedene Stile – die Aussicht auf Veränderung motiviert die Wähler stärker, als die Veränderung selbst.

Schäuble glaubt, so Prof. Korte, nicht an einen Sieg von Friedrich Merz, er ist sich zumindest nicht sicher. Sonst hätte er nicht das FAZ-Interview gegeben, in dem er sich klar und unmissverständlich hinter Merz stellte. Damit provoziere er allerdings auch eine „Gegenmobilisierung“ und entsagt seiner „gequälten Loyalität“ zur Kanzlerin.
Wer auch immer die Wahl gewinnen wird, es wird seine oder ihre erste Aufgabe sein den Wahlverlierer und die dahinterstehenden Kräfte zu reintegrieren, für Harmonie zu sorgen und in die politischen Entscheidungsabläufe mit einzubinden.

Das vollständige Interview vom 06.12.2018 finden Sie hier ab Minute 5:40.

Teile diesen Inhalt: