„Populistische Volksbelauscher überrascht man mit argumentativer Augenhöhe, neugierigem Zuhören und mutiger Zuversicht.“ Ein Gastkommentar von Karl-Rudolf Korte

Gastkommentar von Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte im Nachrichtenmagazin FOCUS (c)Focus

Gastkommentar von Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte im Nachrichtenmagazin FOCUS (c)Focus

Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte beleuchtet für die aktuelle Ausgabe des Nachrichtenmagazins FOCUS die Lage der AfD: „Protestparteien stecken in der Erfolgsfalle. Das gilt auch für die AfD!“ Für die anstehenden Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin bescheinigt Korte der AfD weitere Wahlerfolge. Wie passt das zusammen?

Mit der Etablierung im Parteiensystem und dem Prozess der Parteiwerdung wird gleichzeitig auch die Logik einer Protestbewegung in Frage gestellt. Parlamentarischer Alltag bedeutet auch, dass sich eine Partei hinsichtlich Anspruch und Wirklichkeit messen und vergleichen lassen muss. Reagieren etablierte Parteien nicht auf gesellschaftlich relevante Themen entstehen neue Parteien, wie zum Beispiel die Piraten. Doch Parteien lernen schnell und reagieren auf Konkurrenz. Sie sind mitunter „Themendiebe“, so Korte. Diese Reaktion von Parteien ist im Falle der AfD schwieriger als noch bei den Piraten, denn die AfD bedient sich in ihrer Programmatik partiell an rechtsradikalem, anti-semitischem und völkischem Gedankengut. Darauf reagieren die etablierten Parteien richtigerweise „(…) geschlossen abwehrbereit“. Und doch können die Parteien von der AfD lernen: Der Schlüssel liegt darin wieder in Alternativen zu denken!

„Wieso gab und gibt es angeblich keine Alternative zum Euro-Rettungskurs? Wieso können einige EU-Länder Grenzen schließen und andere nicht? (…)“ Was wir im Umgang mit dem, für unser Parteiensystem, beachtlichen Erfolg der AfD nicht gebrauchen können, sind Denkverbote und moralische Höhenflüge, denn „wer politische Alternativen nicht denkt, stärkt die AfD“. Die etablierten Parteien versuchen verloren gegangenes Terrain wieder gutzumachen, dazu trägt vor allem eine offene Debattenkultur bei, die Alternativen in Betracht zieht, thematisiert und in der laut gestritten werden darf, denn nur so kann die AfD geschwächt werden.

Die AfD verliert nicht an Zustimmung „durch die Anbiederung oder therapeutische Hilfsversuche der anderen Parteien, die Angst-Mitte zu verstehen, sondern nur durch Abrüsten des moralischen Hochmuts. Populistische Volksbelauscher überrascht man mit argumentativer Augenhöhe, neugierigem Zuhören und mutiger Zuversicht.“

Den gesamten Gastkommentar von Karl-Rudolf Korte finden Sie in der Ausgabe 34/2016 des FOCUS.

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